"Ich freue mich auf alles, was kommt!"
Innsbruck,
Am Samstag stand in Innsbruck der zentrale Leistungstest für die Athlet:innen des Bob- und Skeletonverbandes auf dem Programm. Einer, der dabei mit seinen Teamkolleg:innen ordentlich ins Schwitzen gekommen ist, war Samuel Maier. Der 25-jährige Skeleton-Athlet nahm sich im Anschluss Zeit für ein Interview und gab einige spannende Insights.
Wie zufrieden bist du mit deiner Leistung?
Samuel Maier: Grundsätzlich war der Test sehr gut. Unsere Saisonplanung ist allerdings auf die Weltmeisterschaft im Frühjahr ausgerichtet, von daher sind wir aktuell sehr gut unterwegs – meine Form wird definitiv noch ansteigen. Ich bin am Samstag in allen Bereichen an meinen Personal Best herangekommen. Für die saisonale Planung mit unserem Sportwissenschaftler waren die Zeiten wichtig und aufschlussreich. Wir haben heuer bewusst ein bisschen mehr in den Muskelaufbau investiert, damit wir in der nächsten Olympia-Saison auf ein sehr gutes Fundament zurückgreifen können. Die letzten Monate haben wir dazu genützt, um Hüftabwärts gezielt Masse aufzubauen – das ist ein langfristig ausgelegter Prozess und geht nicht von heute auf morgen.
Wie ist deine Vorbereitung bislang verlaufen?
Maier: Ich muss sagen, ich habe jetzt im September ein paar Schwankungen drinnen gehabt. Es waren Tage dabei, die richtig gut waren, an anderen Tagen hatte ich etwas zu kämpfen. Aber ich habe im Kraftraum und im Sprint meine Rekorde gebrochen, daher blicke ich mit viel Zuversicht nach vorne und freue mich auf die neue Saison. Auch in Oberhof vor rund einem Monat habe ich auf Eis schon richtig gut beim Start geschoben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass in diesem Jahr wieder die Rekorde fallen werden.
Du hast angesprochen, dass du mehr in den Muskelaufbau investiert hast. War die Vorbereitung sonst ähnlich wie im letzten Jahr?
Maier: Ja, der größte Unterschied war, dass wir letztes Jahr wie Sprinter trainiert haben. Wir haben ein bisschen weniger Umfang und Kraft trainiert, dafür waren wir mehr auf der Sprintbahn. Das hat mir sehr gutgetan und es ist viel weitergegangen. Von dem, was ich da aufgebaut habe, konnte ich viel mitnehmen und profitiere davon. Aber schlussendlich hat unser Gerät zwischen 35 und 40 Kilo, also braucht man doch eine gewisse Grundkraft, die man perfekt einsetzen muss. Alle Akzente, die wir setzen, sind mit Weitblick. Unser Ziel sind die Olympischen Spiele 2026, darauf trainieren wir hin und wollen in Italien vorne dabei sein. In unserer Sportart macht es wenig Sinn, zu schauen, wie man nächste Woche schneller ist. Es ist einfach ein langfristig ausgelegter Prozess, der oftmals die Geduld auf die Probe stellt.
Du hast das Material schon kurz angesprochen. Wie zufrieden bist du da schon mit dem Setup?
Maier: Solange wir nicht auf Eis sind, haben wir noch nicht wirklich etwas testen können. Die Einstellungen passen alle, wir haben die Balance, das ganze Setup ist gut und die Schalen wurden wieder angepasst. Wir haben auch neue Kufen bekommen, die wir auch bei den Großveranstaltungen fahren werden. Soll aber nicht heißen, dass sie nicht schon im Weltcup gefahren werden. Es gibt Bahnen, die haben eine ähnliche Charakteristik was den Druck in den Kurven, die Temperatur und die Rahmenbedingungen betrifft. Wo es Sinn macht, werden sie auch jetzt schon zum Einsatz kommen. Mein Gerät steht bereit und freut sich, dass es in Lillehammer diese Woche im Eiskanal richtig los geht.
Ihr seid diese Woche für einen umfangreichen Trainingsblock in Lillehammer. Wie groß ist die Freude auf Lillehammer?
Maier: Richtig groß. Die letzten Wochen waren zäh, speziell was das Warten auf Lillehammer betroffen hat. Es war nicht Fisch, und auch nicht Fleisch. Das Training ist ein bisschen reduziert worden. Man trainiert nicht mehr zweimal am Tag, sondern nur noch einmal. Du hast ein bisschen mehr Freizeit und setzt mehr auf Qualität. Ich bin froh, dass es jetzt endlich losgeht.
Was sind die Schwerpunkte, die ihr euch vorgenommen habt?
Maier: In erster Linie geht es ums Einfahren, also den Schlitten wieder spüren und auch schauen, wie die Bahn steht. Das ist am Anfang der Saison immer anders, da ist tendenziell weniger Eis, weil auch die Temperaturen wärmer sind als im Winter. Darüber hinaus werden wir am Start schauen, inwieweit wir das Ganze schon ausreizen können. Es geht darum, sich zurecht zu finden und am Ende der Vorbereitung eine gute Selektion, die aus zwei Rennen bestehen wird, zu absolvieren.
Wie kann man sich einen Trainingstag in Lillehammer vorstellen?
Maier: Der erste Tag ist immer nur zum Schlitten einstellen, zusammenbauen und die Bahn wird genau inspiziert. Am zweiten Tag sind zwei Trainings geplant, davor werden wir jeweils eine Stunde intensiv aufwärmen. Pro Einheit werden wir in etwa zwei bis drei Läufe machen. Neben einer ausreichenden Regeneration warten auch dazwischen noch ein paar Trainingsinhalte auf uns. Viele Dinge sind aber davon abhängig wie wir uns fühlen und werden dann spontan und individuell gestaltet.
Wie schaut es in puncto Zielsetzung für die kommende Saison aus?
Maier: Ich hoffe, dass ich öfters in die Top-10 beziehungsweise Top-8 im Weltcup fahren kann. Bei der Europameisterschaft habe ich mir die Top-6 als Ziel gesetzt, bei der Weltmeisterschaft wäre ein Top-8-Platz großartig. Das sind so Ziele, die man sich einfach setzen muss. Ich bin motiviert und ich freue mich, wenn ich beim Start auch den nächsten Schritt machen kann. Natürlich möchte ich auch mein Fahrgefühl und meine Fähigkeiten in der Bahn weiterbringen.
Du hast vorher die Olympischen Spiele 2026 angesprochen. Wie sehr hast du die fünf Olympischen Ringe schon im Kopf?
Maier: Mich spornt das richtig an. Ich will natürlich das Beste geben und regelmäßig eine Top-Performance abliefern. Ob es dann für einen Spitzenplatz oder gar für eine Medaille reicht, wird man sehen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Für mich zählt aber nicht nur 2026, vielmehr ist auch 2030 noch ein großes Thema. Meine Teilnahme in Peking (Anm.: Platz 13) verbinde ich mit vielen Emotionen und schönen Erinnerungen. Ich will jetzt einfach einen Schritt weiter machen. Ich fühle mich bereit. Aber ich bin gut beraten, im Hier und Jetzt zu leben. Ich will in jedem Rennen beweisen, dass ich immer stärker werde und mich für den Tag X vorbereiten. Eines ist Fakt: ich freue mich auf alles, was kommt!