Sigulda-Doppel als Olympia-Simulation
Innsbruck,
Der Skeleton-Weltcup macht Station in Sigulda – und das Rennwochenende in Lettland ist quasi doppelt wichtig. Neben den Punkten für den Gesamtweltcup geht es 50 Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele Mailand Cortina 2026 um die Simulation des Olympia-Modus. Weil die ausgefallenen Innsbruck-Rennen hier nachgetragen werden, gibt es, wie bei Olympia, vier Läufe innerhalb von zwei Tagen.
„Das ist schon ideal, weil man einfach eine Vorsimulation hat, was die ganzen Abläufe und den Wettkampf angeht – Abendrennen, am nächsten Tag gleich wieder ein Bewerb“, sagt Janine Flock, die nach Platz 4 zum Auftakt in Cortina und ihrem Sieg in Lillehammer mit dem Gelben Trikot der Weltcup-Gesamtführenden (417 Punkte) kommt. Die Deutsche Jacqueline Pfeifer (GER) hält übrigens nach ihrem Sieg in Cortina und Platz 4 in Lillehammer ebenfalls bei 417 Zählern im Weltcup.
Flock: „Natürlich ist das Gelbe Trikot immer etwas ganz Besonderes, aber darauf liegt nicht mein Fokus. Das kann schneller wieder weg sein, als man glaubt.“ Entscheidend sei vielmehr der Weg Richtung Olympia: „Jedes Rennen und jeder Lauf wird mitgezählt für den ganzen Prozess, den wir vor uns haben. Aus jedem Lauf kann ich etwas mitnehmen.“
Die Bahn in Sigulda gilt als technisch anspruchsvoll und stark startzeitabhängig. „Es wird sicher kein leichtes Rennen, weil die Startzeiten auf der Bahn extrem viel zählen. Da kämpfe ich um jedes Hundertstel am Start“, sagt die 36-jährige Heeressportlerin vor ihrem 116. Weltcuprennen.
Auch wenn die Tirolerin in Sigulda bereits drei Weltcupsiege und zwei weitere Podestplätze gefeiert hat, warnt sie davor, sich auf Erfolgen aus der Vergangenheit auszuruhen:
„Was war, ist schon wieder lange vorbei. Es ist eigentlich jedes Jahr immer etwas Neues und ich muss immer vom Ist-Stand ausgehen.“ Die Konkurrenz schätzt Flock als besonders breit und stark ein. Vor allem Bahnrekordhalterin Kimberley Bos (NED) hebt sie hervor: „Die ist extrem schnell da, hat im Vorjahr einen Bahnrekord mit 51,11 Sekunden aufgestellt, das war einfach brutal.“ Dazu kämen starke Britinnen, die Belgierin Kim Meylemans sowie die deutschen Athletinnen: „Es sind wirklich viele Athletinnen auf der Bahn schnell.“
Samuel Maier mit Plan A, B und C
Im Männer-Skeleton kommt Weltmeister und Gesamtweltcup-Titelverteidiger Matt Weston (GBR) ungeschlagen nach Sigulda. Sein erster Verfolger im Weltcup, Samuel Maier (AUT), ist nach den eingeschobenen Trainingstagen hier in Lettland unmittelbar vor dem Weltcup in Lillehammer und den offiziellen Trainings in dieser Woche zuversichtlich: „Wir haben uns die Bahn gut erarbeitet. Es war viel Arbeit dorthin, aber im letzten Training am Dienstag konnte ich einen sehr soliden Lauf zusammensetzen.“
Gerade die technische Schwierigkeit der Bahn erfordere Flexibilität: „Plan A ist hier oft schwierig umzusetzen. Vor allem ab Kurve 10. Wenn man danach die Linie nicht konstant trifft, muss man Plan B und eventuell auch Plan C haben. Sonst kann man diese Folgefehler nicht lösen.“
Die vier Läufe an zwei Tagen betrachtet der 26-jährige Tiroler Heeressportler ebenfalls als wertvolle Olympia-Generalprobe: „Die Rennzeiten sind fast ident mit Olympia. Man kann den ganzen Vorgang durchgehen – Präparation, Zeitmanagement, Tonisierungsprogramm.“ Trotzdem müsse jedes Rennen für sich gefahren werden: „Man darf das nicht als einen Vier-Läufe-Bewerb sehen. Es sind zwei separate Rennen, auch wenn das große Ziel immer vier konstante Läufe sind.“
Mit seiner Rolle als etablierter Spitzenfahrer geht der regierende Europameister und Gesamtweltcupvierte des Vorjahres mittlerweile selbstbewusst um: „Ich trainiere mein ganzes Leben darauf hin, dass ich dort sein darf. Ich freue mich, den Druck zu haben und zu wissen, dass ich ganz vorne mitfahren kann.“ Im Duell mit Dominator Matt Weston setzt Maier bewusst auf den Fokus auf sich selbst: „Es bringt mir nichts, wenn ich weiß, was die anderen fahren. Ich muss das fahren, was für mich funktioniert.“ Weston sei stark im Gesamtpaket, doch: „Bei der Geschwindigkeit brauche ich mir nichts abschauen. In Lillehammer und Cortina hatte ich Top-Speed.“
Als Fahrer beschreibt sich Maier als besonders gefühlvoll: „Ich bin sehr sensibel, ich spüre viele Kleinigkeiten, die unter mir abgehen – Unterschiede im Schlitten, das Feedback der Bahn, die unterschiedliche Eisbeschaffenheit. Ich bin eben schon als Sechsjähriger zum ersten Mal in Igls die Bahn runtergerutscht. Das ist also ganz tief in mir drin.“ Der enge Austausch mit Teamkollegin Janine Flock helfe zusätzlich: „Wir spüren beide sehr, gut was eine Bahn gerade ausmacht. Wir können dadurch sehr detailliert in Austausch miteinander gehen, weil wir verstehen, was der andere gerade beschreibt. Dadurch können wir unser fahrerisches Level gegenseitig anheben und Bahnen schneller lernen.“
#4 + #2 IBSF Skeleton-Weltcup Sigulda (LAT, 18. bis 20. Dezember 2025)
Frauen-Skeleton:
Donnerstag (18.12.) 17/18.45 Uhr (Janine Flock Nr. 5, Anna Saulite Nr. 23, Julia Erlacher Nr. 31)
Freitag (19.12.) 13/14.45 Uhr
Herren-Skeleton:
Freitag (19.12.) 9/10.45 Uhr (Samuel Maier Nr. 6, Alexander Schlintner Nr. 23, Florian Auer Nr. 32
Samstag (20.12.) 17/18.45 Uhr
alle Rennen live auf ORF Sport +
Skeleton-Weltcupstand Frauen nach 2 von 7 Rennen:
1. Janine Flock (AUT) 417 Punkte
2. Jacqueline Peifer (GER) 417
3. Kim Meylemans (KOR) 400
4. Tabitha Stoecker 394
5. Hannah Neise (GER) 362
19. Annia Unterscheider (AUT) 166
25. Julia Erlacher (AUT) 96
Weltcupstand im Detail
Skeleton-Weltcupstand Männer nach 2 von 7 Rennen:
1. Matt Weston (GBR) 450 Punkte
2 Samuel Maier (AUT) 402
3. Axel Jungk (GER) 386
4. Seunggi Jung (KOR) 384
5. Zheng Yin (CHI) 376
21. Florian Auer (AUT) 148
24. Alexander Schlintner (AUT) 90
Weltcupstand im Detail
Rennkalender Skeleton-Olympiasaison 2025/26
#5 IBSF Weltcup Winterberg (GER, 29. Dezember 2025 - 4. Jänner 2026)
#6 IBSF Weltcup und Europameisterschaft St. Moritz (SUI, 5.-11. Jänner 2026)
#7 IBSF Weltcup Altenberg (GER, 12.-18. Jänner 2026)
Olympische Winterspiele Mailand Cortina (ITA, 6.-22. Februar 2026)