„Die Bahn hat’s in sich“
Innsbruck,
Ein paar Tage Cortina, ein paar Fahrten auf blankem Eis – und schon ist klar: Diese Bahn hat’s in sich. „Oben rein ist es technisch schon sehr schwierig“, sagt Österreichs Bobpilot Markus Treichl, der mit seinem Team derzeit auf der neuen Olympiabahn trainiert. Kommende Woche steigt hier der Weltcup-Auftakt – und alle wollen wissen: Wie fährt sich das nagelneue Stück Olympia-Geschichte?
„In den ersten Tagen sind wir mit dem Zweier gefahren – da haben wir große Schwierigkeiten gehabt“, gibt Treichl offen zu. „Am gestrigen Montag war das erste Vierertraining, und das ist eigentlich auf Anhieb ziemlich gut gegangen.“ Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung also, auch wenn der Einstieg in die Bahn alles andere als gemütlich ist.
Vor allem die ersten vier Kurven haben es in sich: „Da muss man sehr, sehr genau fahren. Man rutscht leicht weg, die Kombinationen sind eng und technisch anspruchsvoll.“ Besonders Kurve zwei sei „eine richtige Kombination“, erklärt der Tiroler. „Wenn du bei der ersten nicht perfekt einlenkst, bekommst du die ganze Passage nicht sauber hin.“ Und das bedeutet: Stress am Steuer, ständiges Nachkorrigieren, Präzision im Millimeterbereich.
Das Resultat: Kopfkino rund um die Uhr. „Eigentlich geht das schon so 24/7“, sagt Treichl und lacht. „Wenn ich aufwache, gehe ich die Bahn im Kopf durch. Vor der Fahrt sowieso, und am Abend beim Einschlafen überlege ich wieder, wo ich was ändern könnte.“ Videoanalyse, Linienstudium, mentale Simulation – das volle Programm. „Man probiert halt viele Varianten. Es gibt ja nicht nur einen Weg.“
Trotz der anspruchsvollen ersten Tage ist die Stimmung im Team gut. Körperlich fühlt sich der 32-Jährige nach kleineren Problemen wieder fit: „Knie ist top, alles passt. Wir sind alle in guter Form. Ich bin bisher immer mit demselben neuen Bob gefahren, aber man kann da noch nicht viel sagen. Erst muss die Linie passen.“
Beim Tempo gibt’s jedenfalls keinen Grund zur Sorge. Im Training standen bereits 125 bis 129 km/h auf dem Tacho. „Das ist schon ganz ordentlich, und ich glaube nicht, dass die Bahn langsam ist“, so Treichl. „Im Gegenteil – die wird sicher richtig schnell, wenn’s passt.“
Bis zum Weltcupstart am 22. November bleibt also noch etwas Zeit, um Feinschliff zu betreiben. „Unsere Hausaufgabe ist klar: fahren, fahren, fahren“, sagt Treichl. „Oben die Linie stabilisieren, am Start die Abläufe noch abstimmen – sonst nichts. Keine Nebenbaustellen.“
Wenn alles aufgeht, kann Österreich also optimistisch in die Saison blicken. Denn eines ist klar: Wer die ersten vier Kurven von Cortina meistert, hat unten beste Karten.