Rekordfrau auf der Jagd nach Präzision
Innsbruck,
22. Oktober 2025
Österreichs erfolgreichste Skeleton-Athletin Janine Flock ist zurück auf dem Eis. In Lillehammer hat für die 36-jährige Tirolerin das Bahntraining für ihre 16. Weltcupsaison begonnen.
„Überraschenderweise bin ich gar nicht so aufgeregt wie sonst. Ich fühle mich viel gesattelter, irgendwie geerdet – und das war eine richtig gute Voraussetzung für den Start ins Training“, sagt Flock.
Die ersten Fahrten auf der Olympiabahn von 1994 verliefen vielversprechend. „Mein Anspruch ist, vom ersten Lauf an on point zu sein. Ich will gleich in die Details reingehen – Position, Lenkbewegungen fertig machen, bevor ich auf die Gerade ausfahre. Es geht nicht mehr ums Drauflosfahren. Es geht um Qualität, um Präzision.“
Mit 112 Weltcupstarts, 42 Podestplätzen, 13 Siegen und drei Gesamtweltcup-Titeln ist Flock die erfolgreichste Skeleton-Athletin der Weltcupgeschichte. Ihre Erfahrungen helfen ihr heute, mit Druck umzugehen – auch wenn sich das Umfeld im internationalen Skeleton rasant weiterentwickelt. „Man sieht rundherum, wie innovativ gearbeitet wird. Überall neue persönliche Bestzeiten am Start. Aber für mich ist das jetzt nicht mehr relevant. Ich will mit einem gesunden Körper in die Saison kommen und dann im Februar bei den Spielen voll leistungsfähig sein.“
Die Olympischen Spiele in Cortina – ihre vierten – sind das große Ziel. Nach Platz neun in Sotschi, dem vierten Platz in Pyeongchang und Rang zehn in Peking will sie erneut in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Ihre Vorbereitung ist solide verlaufen. Noch ist sie nicht in Bestform, aber: „Das muss ich auch nicht sein. Ich brauche die im Februar. Ich muss bei mir bleiben und auf meinen Plan vertrauen, den ich mit meinem Trainer Walter Hable ausgearbeitet habe. Ich weiß, das wird funktionieren.“
Wichtige Unterstützung bekommt sie seit Jahren von Mentalcoach Patrick Bernatzky, der auch bei einem Kurz-Camp am Olympiaschauplatz Cortina dabei war – zusammen mit Skeleton-Nationaltrainer Michael Grünberger, Trainingspartner Samuel Maier und Athletikcoach Franz Esterhammer. „Das war uns voll wichtig, dass wir im kleinen Team arbeiten. Da ging’s auch viel ums Verstehen: Wie tickt der andere? Was braucht er? Wie kann ich ihn unterstützen? Patrick hat das moderiert und geleitet, das war extrem hilfreich.“
Flock betont, wie entscheidend das eigene Umfeld geworden ist – und das Vertrauen in sich selbst. „Ich habe mental viel gearbeitet und mich weiterentwickelt. Das hilft, wenn man merkt: Ich brauche noch Zeit. Aber ich habe meinen Weg und gehe ihn Schritt für Schritt.“ Nervosität vor Trainingsläufen kennt sie trotzdem nach wie vor. „Ich bin fast immer nervös, gerade zu Saisonbeginn. Auch wenn ich heuer gefestigter bin – das bleibt. Wenn man sich auf den Schlitten legt, fragt man sich jedes Mal: Passt das Setup, die Kufen, die Abstimmung? Springt der Funke über? Wenn das gleich beim ersten Lauf passiert, fällt viel Anspannung ab.“
Lillehammer ist eine Bahn, die Flock seit 2011 kennt – und eine, mit der sie einige ihrer größten Erfolge verbindet. Hier wurde sie 2025 Europameisterin, stellte einen Bahnrekord auf und holte sich in der vergangenen Saison den dritten Gesamtweltcupsieg ihrer Karriere nach 2014/15 und 2020/21. Auch ihre Bilanz bei Großereignissen kann sich sehen lassen: Silber und Bronze bei der Heim-WM in Innsbruck-Igls 2016, Bronze bei der WM 2020 in Altenberg, insgesamt vier EM-Titel und acht weitere EM-Medaillen.
Trotz ihrer Erfahrung ist sie sich bewusst: „Je älter man wird, desto weniger unbeschwert ist man. Man braucht mehr Mut – und der Druck durch die jüngeren Athletinnen wird größer. Die machen noch Zehntelsprünge am Start. Ich nicht mehr. Aber das ist okay – weil ich weiß, was ich tue.“ Ohne Wettkampf würde sie das alles ohnehin nicht mehr machen: „Die Freude habe ich nicht mehr bei der Spaßfahrt. Die Freude kommt dann, wenn ich alles zusammenbringe – Technik, Material, Kopf – und das im Wettkampf umsetzen kann.“
Ein Jubiläum der besonderen Art feiert Flock heuer mit ihrem langjährigen Technikpartner Rathgeber. Seit zehn Jahren arbeitet sie mit dem Tiroler Unternehmen zusammen – ein Meilenstein in ihrer Karriere. „2015 hat mich der Geschäftsführer angesprochen, warum ich niemanden am Helm oben habe – und so ist der Kontakt entstanden. Damals hat mein Bruder Daniel gemeinsam mit Matthias (Anm: Guggenberger, Lebenspartner und Schlittendesigner) und dem Team von Rathgeber die ersten Rahmen entwickelt, Kufen gezeichnet. Die Firma hat dafür sogar eigene Fräsköpfe gebaut. Das war echte Pionierarbeit.“ Mittlerweile sind es rund hunderte Kufen, die für Flock und ihre Teamkollegen aus dem vom Weltverband IBSF normierten, 16 Millimeter-Einheitsstahl gebogen, geschnitten und gefräst wurden – dazu jedes Jahr neue Rahmen, Einzel-Bauteile, Tuning-Elemente.
Das Besondere: Die Partnerschaft basiert auf echtem gegenseitigem Verständnis. „Die Mitarbeiter sind mit Herzblut dabei. Sie bringen ihre eigenen Ideen ein. Die denken anders als wir. Und das ist gut so. Ich weiß noch, wie mein Bruder damals gesagt hat: Probier die neuen Kufen einfach aus. Der erste Bahnrekord war dann gleich in Lake Placid. Und gleich darauf die erste Medaille in Park City.“
Dass sich Risiko lohnen kann, hat sich für Janine Flock oft bewiesen. Und dass Technik alleine nicht reicht, sondern Hand in Hand mit mentaler Stärke, körperlicher Vorbereitung und glasklarem Fokus gehen muss, zeigt sich in diesen Tagen einmal mehr in Lillehammer. Hier testet sie ihr Material, hier arbeitet sie an Position, Linie und Vertrauen – an den letzten Stellschrauben, bevor es in einen intensiven Weltcup-Winter geht. Denn in einem Monat, am 17. November, startet die Saison auf der neuen Olympiabahn in Cortina. Das Ziel ist klar: bereit sein für das große Olympia-Rennen im Februar.
„Überraschenderweise bin ich gar nicht so aufgeregt wie sonst. Ich fühle mich viel gesattelter, irgendwie geerdet – und das war eine richtig gute Voraussetzung für den Start ins Training“, sagt Flock.
Die ersten Fahrten auf der Olympiabahn von 1994 verliefen vielversprechend. „Mein Anspruch ist, vom ersten Lauf an on point zu sein. Ich will gleich in die Details reingehen – Position, Lenkbewegungen fertig machen, bevor ich auf die Gerade ausfahre. Es geht nicht mehr ums Drauflosfahren. Es geht um Qualität, um Präzision.“
Mit 112 Weltcupstarts, 42 Podestplätzen, 13 Siegen und drei Gesamtweltcup-Titeln ist Flock die erfolgreichste Skeleton-Athletin der Weltcupgeschichte. Ihre Erfahrungen helfen ihr heute, mit Druck umzugehen – auch wenn sich das Umfeld im internationalen Skeleton rasant weiterentwickelt. „Man sieht rundherum, wie innovativ gearbeitet wird. Überall neue persönliche Bestzeiten am Start. Aber für mich ist das jetzt nicht mehr relevant. Ich will mit einem gesunden Körper in die Saison kommen und dann im Februar bei den Spielen voll leistungsfähig sein.“
Die Olympischen Spiele in Cortina – ihre vierten – sind das große Ziel. Nach Platz neun in Sotschi, dem vierten Platz in Pyeongchang und Rang zehn in Peking will sie erneut in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Ihre Vorbereitung ist solide verlaufen. Noch ist sie nicht in Bestform, aber: „Das muss ich auch nicht sein. Ich brauche die im Februar. Ich muss bei mir bleiben und auf meinen Plan vertrauen, den ich mit meinem Trainer Walter Hable ausgearbeitet habe. Ich weiß, das wird funktionieren.“
Wichtige Unterstützung bekommt sie seit Jahren von Mentalcoach Patrick Bernatzky, der auch bei einem Kurz-Camp am Olympiaschauplatz Cortina dabei war – zusammen mit Skeleton-Nationaltrainer Michael Grünberger, Trainingspartner Samuel Maier und Athletikcoach Franz Esterhammer. „Das war uns voll wichtig, dass wir im kleinen Team arbeiten. Da ging’s auch viel ums Verstehen: Wie tickt der andere? Was braucht er? Wie kann ich ihn unterstützen? Patrick hat das moderiert und geleitet, das war extrem hilfreich.“
Flock betont, wie entscheidend das eigene Umfeld geworden ist – und das Vertrauen in sich selbst. „Ich habe mental viel gearbeitet und mich weiterentwickelt. Das hilft, wenn man merkt: Ich brauche noch Zeit. Aber ich habe meinen Weg und gehe ihn Schritt für Schritt.“ Nervosität vor Trainingsläufen kennt sie trotzdem nach wie vor. „Ich bin fast immer nervös, gerade zu Saisonbeginn. Auch wenn ich heuer gefestigter bin – das bleibt. Wenn man sich auf den Schlitten legt, fragt man sich jedes Mal: Passt das Setup, die Kufen, die Abstimmung? Springt der Funke über? Wenn das gleich beim ersten Lauf passiert, fällt viel Anspannung ab.“
Lillehammer ist eine Bahn, die Flock seit 2011 kennt – und eine, mit der sie einige ihrer größten Erfolge verbindet. Hier wurde sie 2025 Europameisterin, stellte einen Bahnrekord auf und holte sich in der vergangenen Saison den dritten Gesamtweltcupsieg ihrer Karriere nach 2014/15 und 2020/21. Auch ihre Bilanz bei Großereignissen kann sich sehen lassen: Silber und Bronze bei der Heim-WM in Innsbruck-Igls 2016, Bronze bei der WM 2020 in Altenberg, insgesamt vier EM-Titel und acht weitere EM-Medaillen.
Trotz ihrer Erfahrung ist sie sich bewusst: „Je älter man wird, desto weniger unbeschwert ist man. Man braucht mehr Mut – und der Druck durch die jüngeren Athletinnen wird größer. Die machen noch Zehntelsprünge am Start. Ich nicht mehr. Aber das ist okay – weil ich weiß, was ich tue.“ Ohne Wettkampf würde sie das alles ohnehin nicht mehr machen: „Die Freude habe ich nicht mehr bei der Spaßfahrt. Die Freude kommt dann, wenn ich alles zusammenbringe – Technik, Material, Kopf – und das im Wettkampf umsetzen kann.“
Ein Jubiläum der besonderen Art feiert Flock heuer mit ihrem langjährigen Technikpartner Rathgeber. Seit zehn Jahren arbeitet sie mit dem Tiroler Unternehmen zusammen – ein Meilenstein in ihrer Karriere. „2015 hat mich der Geschäftsführer angesprochen, warum ich niemanden am Helm oben habe – und so ist der Kontakt entstanden. Damals hat mein Bruder Daniel gemeinsam mit Matthias (Anm: Guggenberger, Lebenspartner und Schlittendesigner) und dem Team von Rathgeber die ersten Rahmen entwickelt, Kufen gezeichnet. Die Firma hat dafür sogar eigene Fräsköpfe gebaut. Das war echte Pionierarbeit.“ Mittlerweile sind es rund hunderte Kufen, die für Flock und ihre Teamkollegen aus dem vom Weltverband IBSF normierten, 16 Millimeter-Einheitsstahl gebogen, geschnitten und gefräst wurden – dazu jedes Jahr neue Rahmen, Einzel-Bauteile, Tuning-Elemente.
Das Besondere: Die Partnerschaft basiert auf echtem gegenseitigem Verständnis. „Die Mitarbeiter sind mit Herzblut dabei. Sie bringen ihre eigenen Ideen ein. Die denken anders als wir. Und das ist gut so. Ich weiß noch, wie mein Bruder damals gesagt hat: Probier die neuen Kufen einfach aus. Der erste Bahnrekord war dann gleich in Lake Placid. Und gleich darauf die erste Medaille in Park City.“
Dass sich Risiko lohnen kann, hat sich für Janine Flock oft bewiesen. Und dass Technik alleine nicht reicht, sondern Hand in Hand mit mentaler Stärke, körperlicher Vorbereitung und glasklarem Fokus gehen muss, zeigt sich in diesen Tagen einmal mehr in Lillehammer. Hier testet sie ihr Material, hier arbeitet sie an Position, Linie und Vertrauen – an den letzten Stellschrauben, bevor es in einen intensiven Weltcup-Winter geht. Denn in einem Monat, am 17. November, startet die Saison auf der neuen Olympiabahn in Cortina. Das Ziel ist klar: bereit sein für das große Olympia-Rennen im Februar.