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Österreichischer Bob- und Skeletonverband

Eduard-Bodem-Gasse 6 / 3. OG
A-6020 Innsbruck

Tüfteln, Teamgeist und Olympia-Traum

Tüfteln, Teamgeist und Olympia-Traum

Innsbruck, 

10. Februar 2025

Markus Sammer, dreifacher Olympiateilnehmer im Bobsport, kennt das Leben zwischen Höchstleistung und Regeneration nur zu gut. Doch diesmal ist es anders. Eine hartnäckige Schambeinentzündung zwang den Anschieber seit einigen Wochen zu einer Zwangspause. Im März geht in Lake Placid (USA) mit der Weltmeisterschaft das Saisonhighlight über die Bühne, daher wollte der 36-Jährige in diesen Tagen wieder in den Weltcup zurückkehren. Doch aus dem langersehnten Comeback wurde nichts. Pilot Markus Treichl fällt aufgrund eines Meniskusrisses, den er sich Mitte Jänner beim Heimweltcup in Innsbruck zugezogen hat, für die verbleibende Saison aus. Daher sind seine Anschieber auch zum Zuschauen verdammt. „Für meinen Körper ist die längere Pause super, für meinen Kopf nicht", gesteht Sammer, den seit Jahren sein Spitzname „Doc“ begleitet, offen.

Das Geheimnis des Erfolgs

Österreichs Bob-Teams haben sich in der aktuellen Saison oftmals von ihrer besten Seite gezeigt und die internationale Community nicht nur mit starken Startzeiten, sondern auch mit viel Feingefühl in der Bahn überrascht. „Wir haben in den letzten Jahren eine Trainingsstruktur aufgebaut, die einfach funktioniert. Unsere Entwicklung und die Leistungen im Weltcup bekräftigen uns in der tagtäglichen Arbeit“, erklärt Sammer. Vom Training bis zum Material – alles ist durchdacht und mit einem klaren Plan hinterlegt. Und auch die Startzeiten sprechen eine deutliche Sprache. „Ein normaler Sprinter will so wenig Bodenkontakt wie möglich – wir genau das Gegenteil. Viel Kontakt bedeutet viel Vortrieb, mehr Geschwindigkeit und Zeitersparnis“, erklärt der Pilot des BSC Salzburg. Diese Philosophie zahlt sich aus: Österreichs Einser-Bob rund um Markus Treichl gehört international mittlerweile zu den schnellsten Startern im Teilnehmerfeld.

Neben Training und Technik spielt für den Vorzeigeathleten auch das Team eine zentrale Rolle. „Wir sind nicht nur Kollegen, sondern eine echte Einheit. Jeder kann sich auf den anderen verlassen – ob am Start, bei der Materialabstimmung oder bei der mentalen Unterstützung.“ Die Harmonie innerhalb der Gruppe sei entscheidend für die konstante Leistung. „Wenn du weißt, dass du dich zu 100 Prozent auf dein Team verlassen kannst, dann gehst du mit noch mehr Vertrauen und Power an die Aufgaben heran.“

Die Schuhfrage – Handwerk trifft Hochleistung

Apropos Material: Markus Sammer ist nicht nur Mr. Zuverlässig und der Tüftler im Team, auch eine besondere Zusatzqualifikation macht ihn einzigartig. Der 36-Jährige ist ausgebildeter Orthopädieschuhmacher – und das kommt nicht nur ihm selbst zugute. „Ich habe für ein paar Athleten die Schuhe umgebaut, so auch für Kati (Anm.: Beierl).“ Der Trick dabei: die Kombination aus normalen Sprint-Spikes und speziellen Eis-Spikes. „Das Problem ist, dass du jeweils zwei Paar brauchst, um einen ordentlichen Schuh herzustellen.“ Trotzdem tüftelt Sammer gern an der perfekten Lösung. „Es ist mein kleines Hobby. Ich probiere es aus, verbessere, schaue, ob es hält, und verfeinere Nuancen. Es macht mir Spaß, daher bin ich da mit großer Akribie dahinter.“

Olympia 2026 als großes Ziel

Nachdem die letzten Wochen aufgrund der Verletzung nicht nach Wunsch verlaufen sind, ist der Blick schon wieder nach vorn gerichtet: Die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d‘Ampezzo sind für Sammer ein letzter großer Anreiz. „Ich will das noch einmal erleben. Spiele in Europa – das wäre was." Doch bis dahin bleibt viel zu tun. „Wir müssen gesund durch den Sommer kommen. Das ist die halbe Miete. Aber ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich die vielen harten Trainingsjahre schon etwas merke. Aber die Jüngeren in unserem Team spornen mich an, weiterhin Höchstleistungen zu erbringen. Ich werde aber gut in meinen Körper hineinhorchen und in den nächsten Monaten den Trainingsbetrieb gezielt steuern. In meiner Planung ist alles für 2026 ausgelegt, da gibt es in den nächsten Wochen keine Harakiri-Aktionen.“

Ob mit selbst modifizierten Spikes oder einfach nur mit der jahrelangen Erfahrung – eines ist klar: Markus Sammer wird in den nächsten Monaten wieder angreifen und versuchen, sein körperliches Potenzial voll auszuschöpfen. Es entscheidet aber nicht nur sein Wille, sondern auch der Körper hat ein kräftiges Wörtchen mitzureden.